Vom Himmel gefallen: Martin Luther vor der Graf Recke Kirche (mit Update vom 23.9.: Spur führt nach Wittenberg)
Wenn der Reformator plötzlich vor der Kirchentür steht: Stiftungspfarrer Dietmar Redeker über eine rätselhafte Begegnung und ihre Folgen.
Eines Morgens stand er einfach vor der Kirchentür. Allein. Stumm. Etwa einen Meter groß, schwarzer Talar, eine aufgeschlagene Bibel in der Hand. Gelassen hinabblickend von den Portalstufen auf den Kirchenvorplatz und die vorbeikommenden Passanten.
So beschreibt Stiftungspfarrer Dietmar Redeker seine Begegnung mit einer massiv wirkenden Statue, die doch nur aus leichtem Kunststoff besteht und zweifellos den großen Reformator Martin Luther darstellt.

„Rätselhaft“, findet Pfarrer Redeker. „Da muss doch irgendwo ein Brief zu finden sein, der erklärt, wie der kleine Martin hierhergekommen ist", habe er gedacht und den scheinbar vom Himmel gefallenen Martin Luther daraufhin gründlich abgesucht. "Aber nichts, auch im Mail-Postfach: nichts", so Redeker.
Einige Tage später nahm der Pfarrer den berühmten Amtskollegen mit zum Gesprächskreis ins Pflegezentrum Walter-Kobold-Haus. „Den hat vielleicht jemand beim Aufräumen im Keller gefunden und fand ihn zu schade zum Wegwerfen", habe eine Seniorin dort gemutmaßt, berichtet Redeker. Ein anderer Teilnehmer des Gesprächskreises habe ihm die Absolution erteilt, den Luther zu behalten: „Ich denke, wir brauchen Martin nicht zum Fundbüro bringen, er lag ja nicht auf der Straße, sondern stand wartend vor der Kirchentür."
Seitdem nimmt Dietmar Redeker Martin Luther gerne mit, zu Gottesdiensten, Gesprächskreisen und anderen Anlässen in der Graf Recke Stiftung, bei denen es gut passe, über den berühmten Reformator zu sprechen.

Dietmar Redeker
ist Pfarrer bei der Graf Recke Stiftung.
"Schade nur, dass wir niemandem Dank sagen können", habe der Senior im Gesprächskreis noch gesagt. Aber vielleicht melde sich der Spender ja noch. Das Geheimnis um die kleine Statue des großen Reformators vor der Graf Recke Kirche könnte sich dann doch noch lüften lassen.
Update 29.9.2023: Die Spur führt nach Wittenberg
Mittlerweile gibt es eine Spur zwar nicht zur Spenderin oder zum Spender, aber zur Herkunft der Martin-Luther-Statue. Diese Spur führt an die frühere Wirkungsstätte des Reformators nach Wittenberg: Dort wurde 2010 das Luther-Denkmal von Johann Gottfried Schadow auf dem Marktplatz zur Restaurierung abgebaut und für die einmonatige Dauer seiner Abwesenheit durch eine Installation mit 800 Luther-Botschaftern von Ottmar Hörl ersetzt. Einer dieser Botschafter dürfte der Luther vor der Graf Recke Kirche sein. Viele seiner Artgenossen finden sich heute deutschlandweit verteilt wieder.
Pfarrer und Beirat
Die Graf Recke Stiftung hat einen eigenen Pfarrer: Dietmar Redeker ist zuständig für die kirchlich-seelsorgliche Begleitung der Bewohner, Klienten und Mitarbeitenden in der Graf Recke Stiftung sowie der Mitarbeitenden. Früher gehörte zur Stiftung eine Anstaltskirchengemeinde, die 2012 mit der Ev. Kirchengemeinde Kaiserswerth fusioniert wurde.