Coronakrise stärkt den Zusammenhalt – kein Lagerkoller

Die Corona-Pandemie hat den Alltag und das Leben aller massiv verändert. Das gilt auch für die Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeitenden in zwei teilstationären Wohngruppen der Graf Recke Erziehung & Bildung in Düsseldorf-Wittlaer und Ratingen. Doch neben häufigem Händewaschen und konsequentem Abstandhalten gibt es seit einigen Wochen eine weitere auffällige Veränderung: Die Wohngruppen arbeiten vorübergehend unter einem anderen Namen.

„5-Tages-Gruppen“ heißen die Angebote, die eine zeitlich begrenzte Hilfe und Unterstützung für die Familien sein sollen. Die Kinder und Jugendlichen werden von Sonntagabend bis Freitagnachmittag in einer Gruppe betreut und gefördert, die Wochenenden, Feiertage und Teile der Schulferien verbringen sie bei ihren Familien. Normalerweise. Doch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben ist dieser Wechsel nicht mehr gestattet, wie Sabine Pletziger, Assistentin der Fachbereichsleitung und Projektleiterin im Fachbereich II der Graf Recke Erziehung & Bildung, erläutert. Die Konsequenz: Die 5-Tages-Gruppen wurden nun zu 7-Tages-Gruppen umorganisiert.

Der Hintergrund ist klar: Alle Menschen in Deutschland dürfen sich derzeit nur noch an einem Lebensmittelpunkt aufhalten, um der Verbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Für Sabine Pletziger eine sinnvolle Regelung: „Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis wir uns sonst das Virus eingefangen hätten“, sagt sie. So musste in Absprache mit den Eltern entschieden werden, ob die Kinder für die Dauer der Einschränkungen entweder zu Hause oder in der Einrichtung leben wollten.

Und so stand der Fachbereich vor einer großen Aufgabe: Wie soll die durchgehende Wochenend- und Ferienbetreuung kurzfristig organisiert werden? „Das steht ja alles so nicht in den Arbeitsverträgen und betrifft auch den Alltag, die Feiertage und die Familien der Mitarbeitenden“, macht Sabine Pletziger klar. Doch sowohl aus Wittlaer als auch aus Ratingen kam die Zusage: „Wir kriegen das hin“, da seien sich alle schnell einig gewesen, berichtet die Projektleiterin. Man könne wirklich froh sein, solch engagierte Mitarbeitende zu haben, zeigt sie sich dankbar. „Wir konnten nur versuchen, das zu unterstützen.“ So gebe es, wo nötig, stundenweise eine zusätzliche Honorarkraft.

Dass die Kolleginnen und Kollegen Enormes leisten, ist Sabine Pletziger bewusst. Für die Kinder und Jugendlichen seien ja auch die Schulzeiten weggefallen. Und so dürfen diese jetzt etwas länger schlafen als sonst, es gibt Bewegungseinheiten, im Anschluss wird außerhalb der Osterferien in den Gruppen unterrichtet, eine verlängerte Mittagspause mit Vorlesestunde schließt sich an und das großzügige Gelände wird genutzt.  Statt des wöchentlichen Anrufs zu Hause stehen die Schüler nun zudem täglich mit ihren Eltern in Kontakt. Vielen Eltern falle die Trennung sehr schwer, sagt Pletziger. „Es ist wichtig, dass sie wissen: Meinem Kind geht’s gut.“

Und das ist keine Floskel, denn es gibt sie tatsächlich, die positiven Seiten der Krise, so Sabine Pletziger. Der befürchtete Lagerkoller sei bislang weitgehend ausgeblieben, die Stimmung in den Gruppen sei gut. „Jetzt werden Lieblingsrezepte rausgesucht und ausprobiert, andere malen Regenbogenbilder und verschicken diese an ihre Familien oder in die Schulen“, freut sie sich. Das sei das Erstaunliche, sagt sie. „Der Zusammenhalt in den Gruppen ist in der Krise sogar gewachsen.“

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