Platz für eigene Ideen: Arbeiten in Grünau
Als "Rettungshaus" für Kinder und Jugendliche wurde das Kinderheim Grünau 1849 von Bürgern der Gemeinde Schötmar nahe Bad Salzuflen gegründet. Seit 2017 ist die Graf Recke Pädagogik gGmbH eine hundertprozentige Tochter der Graf Recke Stiftung. Die Umgebung der Einrichtung ist ländlich geprägt, die Städte Bad Salzuflen, Detmold und Bielefeld sind gut zu erreichen. Im Zentrum der Einrichtung leben rund 40 Kinder und Jugendliche in Intensiv- und Regelgruppen und heilpädagogischen Tagesgruppen. Drei Mitarbeitende berichten von ihrer Arbeit in der Tochtergesellschaft der Graf Recke Stiftung.
Benjamin Reuter, 36 Jahre: „Ich habe schon ziemlich viel gemacht hier in Grünau: Ich war im stationären Dienst und dort auch Teamleiter, habe in Außenwohngruppen gearbeitet und hier am Stammsitz. Ich bin Erzieher und Sozialpädagoge und brauche Abwechslung. Wenn ich etwas sehe, das mich interessiert, dann mache ich das. Deshalb wollte ich in ein Unternehmen, wo genau das möglich ist.
Und so arbeite ich jetzt neben dem pädagogischen auch noch im therapeutischen Bereich. Mit Kindern und Jugendlichen mache ich seit gut einem Jahr Musik und setze dabei deren Vorstellungen um, da habe ich Bock drauf. Ich bin nicht umsonst seit mehr als 20 Jahren Musiker mit eigener Band. Ich finde es klasse, dass sogar mein Teamleiter mich dabei unterstützt, auch wenn er dadurch einen Tag in der Woche auf mich verzichten muss.

Benjamin Reuter
arbeitet im Gruppendienst der Intensivgruppe Biber.
Meine Erfahrungen mit Grünau sind, dass es einfach geht, dass es Platz gibt, eigene Ideen umzusetzen. Das gilt für die tägliche Arbeit wie für die berufliche Entwicklung.
So bin ich seit 2018 beispielsweise im Gesundheitszirkel und im Film-Team, mit dem wir bereits einen Poetry Slam dokumentiert haben. Ich habe auch schon mit Kindern Möbel gebaut und fahre regelmäßig mit ihnen Fahrrad. Man kann hier in Grünau seine Hobbys und Interessen einfließen lassen, dadurch ist man im Job authentisch und kann die Kids begeistern. Dass man so viele Möglichkeiten hat, ist sicherlich ein Grund, warum ich immer noch hier bin.“
Große Aufgabe funktioniert im Team
Tatjana Bremer, 31 Jahre: „Ich bin eines von neun großen und sieben kleinen Küken, so nennen wir uns alle in der Gruppe. 2009 habe ich dort schon mein Soziales Jahr gemacht, direkt nach dem Abitur. Seitdem war ich nie ganz weg. Nicht, als ich danach Soziale Arbeit studiert habe und auch nicht, als ich außerhalb der Einrichtung erste Berufserfahrungen gesammelt habe. Immer war ich mit ein paar Stunden im Kükenbusch. Auch mein Anerkennungsjahr habe ich dort gemacht – und während dieser Zeit wurde die Teamleiterstelle frei.
Dass ich neben dem Studium in vielen Bereichen gearbeitet habe, vom Pflegekinderdienst bis zur offenen Jugendarbeit, hat mir für meine jetzige Position sehr geholfen. Zudem habe ich mit Unterstützung der Einrichtung mittlerweile berufsbegleitend meinen Master in Beratung, Mediation und Coaching gemacht.

Tatjana Bremer
ist Teamleiterin der Intensivgruppe Kükenbusch.
Bei uns leben Kinder und Jugendliche zwischen acht und 20 Jahren, die eine Alternative zu ihrem Zuhause brauchen, weil sie traumatisierende Erfahrungen gemacht haben. Wir bieten den Küken Sicherheit und Wertschätzung – und zunächst einmal eine bedingungslose Annahme.
Das ist sicherlich eine große Aufgabe, weil unsere Kids auch herausforderndes Verhalten zeigen. Doch es funktioniert in einem starken Team – und das haben wir im Kükenbusch. Für mich persönlich ist es zudem jede Anstrengung wert, weil wir die Kinder im Ganzen begleiten dürfen. Daraus ergeben sich so viele besondere Momente. Und jeden schönen Moment, und sei er noch so klein, können diese in ihr späteres Leben mitnehmen.“

Die Jugendhilfe Grünau, Heilpädagogisch-therapeutische Einrichtung der Graf Recke Pädagogik gGmbH, ist eine Einrichtung der Jugendhilfe, die Kindern, Jugendlichen und ihren (familiären) Bezugssystemen in stationären, teilstationären und ambulanten Settings Unterstützung bietet.
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Eine ganz besondere Intensität
Iris Winkler, 55 Jahre: „Ich bin seit ziemlich genau einem Vierteljahrhundert in der Einrichtung und war damals schon direkt in den Fachdienst eingestiegen. Schon während meines Sozialpädagogik-Studiums hatte ich den Entschluss gefasst, später mit Kindern und Jugendlichen unterstützend arbeiten zu wollen. Darauf habe ich dann auch meine weiteren Qualifizierungen ausgerichtet und bin mittlerweile unter anderem Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin.
Dass ich nach Grünau gekommen bin, hatte einen einfachen Grund: Hier habe ich alle Voraussetzungen gesehen, meine Vorstellungen in der Arbeit umzusetzen. Das mache ich jetzt schon so lange und immer noch mit der gleichen Leidenschaft.

Iris Winkler
ist Therapeutin im Fachdienst.
Ich begleite Kinder und Jugendliche, meistens in Einzelsitzungen, und habe dadurch die Möglichkeit, sie ganz individuell zu fördern. Das hat eine ganz besondere Intensität. Genauso wichtig ist mir aber, dass ich hier im Team arbeiten kann und somit ganz viel von der Lebenswelt meiner Kids mitbekomme. Unser aller Ziel ist es, deren Lebensqualität zu steigern. Dadurch bleibt mein Engagement nicht isoliert.
Meine Arbeit ist unheimlich abwechslungsreich und spannend, erfordert allerdings eine hohe Flexibilität. Es begeistert mich aber immer wieder, die Lebensläufe zu verfolgen, wie sich aus Kindern mit schwierigsten Startvoraussetzungen tolle Menschen entwickeln. Daran meinen Anteil zu haben, motiviert mich jeden Tag.“