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Sabine Späte und Anke Winkler haben beim Familien unterstützenden Dienst der Graf Recke Stiftung ihre jeweils passende Arbeitsstelle gefunden. Die eine organisiert Inklusionsbegleitungen für Schüler aus dem Großraum Düsseldorf, die andere sorgt als Büroassistentin für einen reibungslosen Ablauf beim FuD Nord in Ratingen. Beide brachten für ihre Aufgaben einschlägige Berufserfahrungen mit, die sie unter anderem bereits in der Stiftung sammeln konnten. Sabine Späte sogar am jetzigen Arbeitsplatz ihrer Kollegin.    

Der Schreibtisch von Anke Winkler ist so etwas wie Herz das Familien unterstützenden Dienstes (FuD) Nord der Graf Recke Stiftung. Hier, rechts hinter dem Eingang, laufen nicht nur alle allgemeinen Anfragen auf, an ihrem Arbeitsplatz gehen zudem alle Mitarbeitenden und Besucher auf dem Weg zu den Büros und Besprechungsräumen vorbei. Das gilt auch für Sabine Späte, Fachberaterin im FuD. Das Besondere dabei: Der Schreibtisch im Zentrum war bis April 2022 ihr eigener, bis dahin hat sie die rund 25 Kolleginnen und Kollegen in den Räumen an der Pempelfurtstraße in Ratingen als Büroassistentin unterstützt.

Doch das ist seitdem die Aufgabe von Anke Winkler, „unter anderem“, wie diese betont. Hinzu komme die Vertretungskoordination in der Inklusionsbegleitung an den Schulen im Großraum Düsseldorf sowie die Assistenz beim Recruiting. Sie ist daher nicht nur erste Ansprechpartnerin für Ämter, Schulen, Eltern und sorgt im Wechsel mit einer Kollegin für den reibungslosen Ablauf in den Büros. Winkler führt zudem Vorgespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern. Für sie eine reizvolle Aufgabe, auch wenn das Telefon kaum mal mehr als fünf Minuten stillsteht. „Das ist meine Herausforderung, was mich jeden Tag motiviert“, sagt sie mit Überzeugung, garniert mit einem für sie so typischen Lächeln.

Dass die 57-Jährige so etwas wie eine Idealbesetzung in der Zentrale des FuD darstellt, liegt an ihrer beruflichen Vorgeschichte. Bis zu ihrem Wechsel im Mai 2022 war Anke Winkler selbst als Inklusionsbegleiterin für die Stiftung tätig, hat ein Mädchen mit Förderbedarf von der 5. Bis zur 9. Klasse an der Maria-Montessori-Schule in Düsseldorf-Flingern unterstützt. „Wir hatten unseren eigenen Lehrstoff, den ich ihr an der Regelschule vermittelt habe“, sagt sie. In den Ferien habe sie zudem einen Jungen mit komplexer Mehrfachbehinderung bei den „Düsselferien“ begleitet. Sie habe das wahnsinnig gerne gemacht. „Und für die Kinder war es ein Stück Lebensfreude, mit anderen zusammen sein zu können.“ Und doch war für sie nach gut vier Jahren die Zeit für eine Veränderung gekommen.

Ich wollte gerne in der Stiftung bleiben, ich fand die supergut.

Anke Winkler, Büroassistentin FuD Nord

Zurück in den gelernten Beruf

Anke Winkler wollte wieder zurück in ihren gelernten Beruf, „als Wirtschaftskaufmann, so hieß das im Osten“, meint sie mit einem Schmunzeln. Denn die Wahl-Düsseldorferin ist in Leipzig groß geworden, war direkt nach dem Mauerfall „in den goldenen Westen gezogen“, wie sie es nennt. Dort war sie dann überwiegend im Einzelhandel in der Modebranche tätig.  Über all die Jahre hatte sie im beschaulichen Menden gelebt, dann aber zog es sie doch wieder in die Großstadt: Seit 2012 lebt Anke Winkler nun in Düsseldorf – und dort kam sie erstmals in Kontakt mit dem sozialen Bereich.

Im Programm der Volkshochschule hatte sie damals einen Kurs für Gebärdensprache entdeckt, das habe sie irgendwie gereizt, erzählt sie. „Der Kurs hat mich so begeistert, dass ich danach unbedingt in den sozialen Bereich wollte.“ Gesagt, getan. Winkler bewarb sich als Inklusionsbegleiterin, Jan Pickhardt hat sie damals eingestellt. Der Fachbereichsleiter im FuD Nord war es dann auch, der sie beim späteren Wechsel in die Büroassistenz unterstützt hat. Sie habe das Gespräch gesucht und er ihr die freiwerdende Stelle angeboten. Man kannte sich ja bereits, und sehr viele Leute hätten sich „sehr gekümmert“, freut sie sich. „Ich wollte gerne in der Stiftung bleiben, ich fand die supergut.“  

Ihre Vorgängerin kann das gut verstehen. Für Sabine Späte war es nach zweieinhalb Jahren am Schreibtisch im Zentrum ebenso keine Frage, dass sie dem FuD treu bleiben wollte, als für sie der nächste berufliche Schritt anstand. Auch sie hat dabei die Unterstützung des Fachbereichsleiters erfahren. „Im Anschluss an ein Entwicklungsgespräch gab er mir die Möglichkeit, mich für die Fachberatung zu qualifizieren“, ist sie bis heute dankbar. Die Anstrengung, sich monatelang im Selbststudium für die dafür notwendige externe Prüfung vorzubereiten, verschweigt die 52-Jährige allerdings ebenfalls nicht.  

Neustart nach der Familienphase

Doch Sabine Späte ist belastbar und weiß sich zu organisieren, als Mutter von fünf Kindern hat sie das gelernt. Bis zum dritten Kind war sie sogar noch arbeiten gegangen, „danach habe ich mich hauptberuflich um meine Familie gekümmert“. Bereut hat sie das keinesfalls. Für Späte war das „eine sinnvolle, gut genutzte Zeit. Auch für mich“. Vor zehn Jahren dann, das jüngste ihrer Kinder war gerade in die Schule gekommen, sei sie „beruflich neu gestartet“. Und das im Wortsinne.

Nach dem Abitur hatte Sabine Späte zunächst Germanistik und Sozialwissenschaften auf Lehramt studiert („Ich wollte unbedingt Germanistin werden“), sich aber doch gegen den Lehrberuf entschieden. Nach ihrem Abschluss begann sie ein Duales Studium der Betriebswirtschaft, schon damals ein Spagat: Ihre Hochschule befand sich im baden-württembergischen Mosbach, der Ausbildungsbetrieb in Hilden. In einer Firma für Lacke und Farben war sie während der Studienzeit im Marketing tätig. Insgesamt fünf Jahre arbeitete sie nach ihrem Diplom dort weiter in Projekten, was ihr viel Freude bereitet habe, wie sie sagt. Und doch hatte sich ihr Interesse nach der Familienphase verändert.

„Ich habe mich jetzt eher im Bereich Kinder und Jugendliche gesehen – und bin Inklusionsbegleiterin geworden“, berichtet Sabine Späte. Fünf Jahre lang habe sie das für einen anderen Träger gemacht, und das sehr gerne. „Ich habe meine persönliche Wirksamkeit direkt gespürt“. Als die Graf Recke Stiftung vor fünf Jahren jedoch eine Büroassistentin im Familienunterstützenden Dienst gesucht hatte, habe sie gedacht, „das passt“. Zumal es im FuD ja vor allem um Inklusionsbegleitung geht. Sabine Späte schmunzelt: „Da hatte ich ja nun ein bisschen Ahnung. Und damit den Blick von der anderen Seite.“

Es hat geklappt, und so begann für sie 2019 eine aufregende Zeit, inklusive des Büroumzugs von Hilden nach Ratingen – und der Pandemie. „Man wusste ja nie, welche Verordnungen in der nächsten Woche in den Schulen gelten“, erinnert sie sich an diese Zeit. Aber trotz dieser Herausforderung sei ihr „der FuD schnell ans Herz gewachsen“. Nach zweieinhalb Jahren wünschte sich Sabine Späte jedoch eine Aufgabe, bei der sie selbst mehr mitgestalten kann. Und diese hat sie nun als Fachberaterin. Sie sei jetzt „Schaltstelle zwischen den Familien, den Schulen und unseren Inklusionskräften“, sagt sie.

Ich bin jetzt Schaltstelle zwischen den Familien, den Schulen und unseren Inklusionskräften.

Sabine Späte, Fachberaterin

Den Wünschen aller gerecht werden

Im Mittelpunkt aber stehe immer das Kind, das System werde um dieses herum gestaltet, betont Sabine Späte. Sie schaut, dass sie die passende Begleitung findet und führt die Bewerbungsgespräche; sie organisiert Hospitationstermine an den Schulen, nimmt das Feedback der Eltern und Schulen entgegen, „und wenn es passt, geht’s los“. Sie bewege sich damit in einem Spannungsfeld, den Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. „Das Befriedigende ist für mich, wenn es funktioniert und wir das richtige Match gefunden haben.“

Und so hat Sabine Späte erneut die perfekte Stelle zur richtigen Zeit für sich gefunden. Dass sie auf ihrem Weg dahin ihre Stundenzahl immer weiter aufstocken konnte, bis hin zur Vollzeit, fand sie großartig: „Diese Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung und die Wechselmöglichkeiten bis hin zur Fachberatung habe ich immer als Vertrauensbeweis empfunden.“ Dass sie sich insgesamt so wohl fühlt, habe letztlich mit den Menschen zu tun, für die und mit denen sie arbeite. „Wir sind insgesamt ein tolles Team“, sagt sie mit einem Strahlen. Den zentralen Schreibtisch an Anke Winkler zu übergeben, sei ihr damals jedenfalls leicht gefallen, sagt sie. Die Kollegin sei super, „da konnte ich gut loslassen“.

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