Lieblingsfach Reiten

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Schülerinnen und Schüler der Minna-Förderschule der Graf Recke Stiftung brauchen aufgrund schwerer seelischer Belastungen oft Unterstützung über den üblichen Rahmen der Regelförderung hinaus. Für die zwölf Kinder der Schulstelle Ratingen ermöglicht deshalb die Heidehof Stiftung ein Jahr lang ein reittherapeutisches Angebot, das bei den Schülern schnell zum neuen „Lieblingsfach“ geworden ist.

Reiten ist für zwölf Kinder der Schulstelle Ratingen der Minna-Förderschule der Graf Recke Stiftung derzeit das Highlight der Woche. Das sogenannte „heilpädagogische Reiten“ für jeweils sechs Kinder in zwei Gruppen ist ein therapeutisches Angebot, das die Heidehof Stiftung für ein Jahr ermöglicht hat. Begleitet von der Schulsozialpädagogin, einer Sonderpädagogin und einer Reittherapeutin tauchen die Kinder dort ein in eine andere Welt, abseits eines herausfordernden und manchmal auch frustrierenden Schulalltag. Schulsozialpädagogin und Projektleiterin Annika Kreitmann sagt über den Start des Projekts: „Anfängliche Berührungsängste waren schnell vergessen: Vom ersten Augenblick haben die Therapiepferde die Herzen der Kinder erobert!“

Vierbeinige Freunde

Einfühlsam herangeführt konnten die Kinder schon bald selbst Verantwortung für ihren Umgang mit den Pferden übernehmen. Ziel dabei war es, die Grenzen ihrer neuen vierbeinigen Freunde zu lesen und zu akzeptieren: Wie möchte mein Pferd gebürstet werden, wo ist es empfindlich? Erschrickt es, wenn ich hektisch oder zu laut bin? Wann fühlt es sich wohl mit mir?

„Die Interaktion mit den Tieren ist wichtig“, erklärt Reittherapeutin Jasmin Borcherding. „Beim positiven Kontaktaufbau zu ,ihrem' Pferd lernen die Schüler, dass gegenseitiges Vertrauen ein Grundpfeiler für gelingende Beziehungen ist, bei Menschen genau wie bei Tieren.“ Eine wichtige Erfahrung für die Kinder, die teilweise schon früh durch traumatisierende Erlebnisse ihr Vertrauen in andere verloren haben. Freundlich, vorurteilsfrei annehmend und sehr geduldig seien die Therapiepferde dabei ideale Partner, die gerne Nähe einforderten, aber auch deutlich auf Grenzen aufmerksam machten. Im Alltag nehmen die Kinder Grenzen ihres Gegenübers nicht immer eindeutig wahr, was oft zu Missverständnissen und Konflikten führt. Daher war dies ein wichtiges Lernerlebnis für sie – und ein wichtiger Aspekt des therapeutischen Reitens, bei dem nicht das Reiten allein, sondern vor allem die Interaktion zwischen Kind und Pferd im Vordergrund steht.

Mehr zum Thema

Die Graf Recke Stiftung ist Trägerin zweier privater Förderschulen in Düsseldorf, Ratingen und Hilden: Die Ferdinand-Schule ist eine Schule für den Schwerpunkt „Emotionale und soziale Entwicklung“ für Schülerinnen und Schüler ab dem siebten Schulbesuchsjahr. Die Minna-Schule arbeitet mit den Förderschwerpunkten "Emotionale und soziale Entwicklung" im Bereich der Primar- und Orientierungsstufe (bis sechsten Schulbesuchsjahr) sowie dem Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung" (in Verbindung mit dem Förderbedarf Emotionale und soziale Entwicklung, alle Klassenstufen).

Minna-Schule

Ferdinand-Schule

Trotzdem freuten sich die Kinder aber natürlich besonders auf den Reitunterricht. Sich auf dem Rücken eines so hochgewachsenen Tieres wohl und sicher zu fühlen, war für sie ein großer Schritt. Wer ganz mutig war, konnte sogar die Augen schließen, sich hinlegen und bei den rhythmischen Bewegungen des Pferdes entspannen. Auch wer noch nie geritten ist, wird sich vorstellen können, wie viel Vertrauen dies beim ersten Mal erfordert.

Nicht nur das Miteinander mit den Tieren und erwachsenen Betreuerinnen, sondern auch der Zusammenhalt und das Vertrauen der Kinder untereinander ist wichtig in der Reittherapie. Führen sich die Kinder beispielweise gegenseitig beim Reiten, lernen sie, auch Gleichaltrigen zu vertrauen. Dieses Gefühl einer verlässlichen Gemeinschaft konnten sie sowohl im geschützten Bereich der Reithalle als auch bald beim gemeinsamen Ausreiten im freien Gelände erleben und festigen. Solche glücklichen Erfahrungen können verlorenes Urvertrauen wiederaufbauen und sich positiv auf das gesamte Lebensgefühl der Kinder auswirken, da sie das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und ihre Selbstwirksamkeit stärken. Das konnten auch die sechs Schüler im Reiterhof erleben: Gemeinsame Erfolgserlebnisse, wachsendes Einfühlungsvermögen, mehr Selbstbewusstsein, Ausgelassenheit und Freude mit Pferden und Mitschülern.

Mit Ihrer Hilfe

Solche besonderen Projekte wie das heilpädagogische Reiten werden mit Hilfe von Spenden ermöglicht. Weitere Infos finden Sie hier.

Zur Spendenseite

Die stellvertretende Schulleiterin Ursula Möller ist sich sicher: „Sich auf das neue ,Fach' heilpädagogisches Reiten einzulassen hat sich für alle Kinder gelohnt. Es war toll für sie, auch einmal abseits vom für sie herausfordernden Schulalltag Lernerfolg mit Spaß zu erleben!“ Der Dank dafür geht an die Heidehof Stiftung für die wichtige Unterstützung für die Kinder der Minna-Schule und die Freude und das neue Selbstvertrauen.

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