Mit dem Rad zu grünen Oasen

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Bücher lesen und Radfahren begeistert Anja Vorspel von Kindesbeinen an. Nun hat sie ihre Hobbys verbunden – und einen Radführer geschrieben, der jüngst im Droste-Verlag erschienen ist. Die gelernte Buchhändlerin, die sich beruflich beim Pflegedienst recke:mobil um Abrechnungen kümmert, stellt in der „Radeln für die Seele“-Reihe 15 Wohlfühltouren in und um Düsseldorf vor: ob durchs Neandertal, die Ohligser Heide oder mitten durch die Stadt.

Zwei Dinge prägen das Leben von Anja Vorspel von Kindesbeinen an: ihre Leidenschaft für Bücher und ihre Begeisterung fürs Radfahren. Als Sechsjährige hat sie für ihre ersten Fahrversuche einst das Rad ihres Vaters aus der Garage stibitzt, als junge Frau absolvierte sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Noch immer arbeitet sie in Teilzeit in ihrem Lehrberuf, die andere Hälfte ihres Arbeitslebens widmet sie sich der Kundenverwaltung beim ambulanten Pflegdienst recke:mobil der Graf Recke Stiftung, schaut darauf, „dass bei Abrechnungen die Null steht, so wie bei Manuel Neuer“. In ihrer Freizeit allerdings hat Vorspel ihre liebsten Hobbys nun auf besondere Weise verbunden: Sie hat ein Buch übers Radfahren geschrieben.

„Radeln für die Seele. In und um Düsseldorf“, heißt das 192 Seiten umfassende Werk, das als Teil einer Reihe jetzt im Droste-Verlag erschienen ist und 15 Wohlfühltouren vorstellt. Ob durchs romantische Neandertal mit seinen Fachwerkhäusern, über sieben Brücken am Rhein entlang oder zu den grünen Oasen der Landeshauptstadt – sie habe „jede einzelne Tour wohl drei Mal abgefahren, bis alles gepasst hat“, wie Anja Vorspel verrät. Gestresst hat sie das keineswegs: „Das Wichtigste war für mich die Erholung, auf dem Rad zu sitzen, zu genießen und zu entspannen“, schwärmt sie. Und genau dieses Gefühl soll nun auch beim Nachradeln empfunden werden. Es ist das Grundprinzip der Buchreihe.

Ihr Transportmittel der Wahl

Dass der Verlag auf Anja Vorspel als potenzielle Autorin aufmerksam wurde, ist kein Zufall. Seit 30 Jahren besitze sie kein Auto mehr, erzählt die gebürtige Düsseldorferin. Ihr Transportmittel der Wahl sei das Rad, ob für die zehn Kilometer zur Arbeit oder zum Einkaufen. „Dadurch spare ich mir das Fitnessstudio“, meint die 64-Jährige mit einem Lachen. Selbst ihre Urlaube verbringt Vorspel meist auf dem Rad, ob gemeinsam mit ihrer Partnerin oder auch in Gruppen. Zuweilen fährt sie sogar mit dem Fahrrad an ihr Reiseziel, wie zuletzt in die Eifel, „immer an der Erft entlang“. Der entscheidende Punkt allerdings: Seit rund 15 Jahren ist sie zudem Tourenleiterin beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), bietet regelmäßig Ausfahrten in und um Düsseldorf an. Über den ADFC sei sie im März 2023 schließlich auch angefragt worden, berichtet sie. Und sie hat zugesagt.

Eineinhalb Jahre lang ging es für Anja Vorspel in der Folge darum, geeignete Strecken zu entwickeln, abzufahren, und anschließend zu beschreiben, auch die Fotos steuerte sie zum großen Teil selbst bei. „Ich wollte unbedingt die Umgebung von Düsseldorf mit einbeziehen, zum Beispiel die Ohligser Heide oder die Duisburger Sechs-Seen-Platte. Das lohnt sich wirklich sehr“, findet sie. Es sollten jedoch keine allzu langen Touren werden und möglichst weit weg vom Autoverkehr. Die längste führt 55 Kilometer über die Nordbahntrasse von Wuppertal nach Essen, die kürzeste 17 Kilometer mitten durch Düsseldorf. Auf Radwegen und ruhigen Straßen werden auf der „Kult(o)ur“ alle wichtigen Museen angefahren. Die sei auch für Tage geeignet, bei denen das Wetter nicht mitspielt. Sie selbst fahre ja bei jedem Wetter, verrät sie ihren Lesern im Klappentext, „auch bei Sonne“.

Für solche Tage bietet sich für Familien zweifellos die 27-Kilomter-Runde zu den schönsten Wasserspielplätzen Düsseldorfs an. Urlaubsfeeling erleben indes alle auf der Zwei-Fähren-Tour am Niederrhein oder der Rundfahrt durchs Angerland mit seinen Wäldern und Seen. Zu jeder Fahrt gibt es, neben eindrucksvollen Bildern zu allen Sehenswürdigkeiten, eine Radkarte (deren GPS-Daten sich von der Verlagshomepage auch aufs Smartphone laden lassen) sowie Tipps für eine Rast. Jeden einzelnen Restaurantvorschlag habe sie selbst getestet, „besonders die Eisdielen“, versichert die Autorin und schmunzelt.

Sie will auch andere motivieren

Die Recherche habe Spaß gemacht, keine Frage. Auch wenn sie etwa zur Düsseldorfer Nessy, eine künstlerisch zu Seeungeheuern umgestaltete Entlüftungsanlage am Volksgarten, bestimmt zehn Mal hingefahren sei. „Nie hat das Licht gepasst.“ Doch Vorspel hat das gern getan, auf dem Rad zumal. Anstrengend hingegen war für sie das Schreiben, wie sie gesteht. „Ich bin Buchhändlerin. Ich verkaufe Bücher, ich schreibe sie in der Regel nicht selber.“ Die Zusammenarbeit mit dem Verlag und dem Lektorat sei jedoch ausgezeichnet gewesen und sehr hilfreich. „Mein Respekt vor dem Produkt Buch ist in jedem Fall noch einmal gestiegen.“

Dass sie bei „Radeln für die Seele“ nun selbst Teil eines solchen Produkts geworden ist, ist für Anja Vorspel „in jedem Fall etwas ganz Besonderes, da bin ich auch stolz drauf“. Die Reaktion der zahlreichen Gäste bei der Buch-Matinee Mitte Juli in der „Düsseldorfer Buchhandlung“ in Bilk sei überaus positiv gewesen, freut sie sich. Für sie, die darüber hinaus im Düsseldorfer Stadtrat sitzt, liegt im Sinne der Umwelt und der Gesundheit nämlich eines am Herzen: „Andere ebenfalls zu motivieren, sich aufs Rad zu setzen.“ Dass sie dies nun auch noch mit einem Buch tut, ist wohl nur konsequent.

In und um Düsseldorf. Radeln für die Seele, 192 Seiten, Droste Verlag Düsseldorf, 18,00 Euro

Eine der Touren aus dem Buch: Von der Anger bis zur Sechs-Seen-Platte in Duisburg

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