Schatzkiste Resilienz: Gestärkt von Anfang an
„Resilienz ist wichtig!“ Für das Individuum ebenso wie für die gesamte Organisation. So das einhellige Fazit am Ende der Online-Fachtagung „Schatzkiste Resilienz – gestärkt von Anfang an“, eine Kooperation des Berufskollegs Bleibergquelle mit der Graf Recke Erziehung & Bildung.
Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Studierende, Dozentinnen und Dozenten des Berufskollegs und Mitarbeitende der Graf Recke Stiftung als auch anderer Einrichtungen – haben sich beim Online-Fachtag mit dieser Frage auseinandergesetzt: Wie kann es gelingen, die Resilienz des Einzelnen und der Organisation zu stärken? Vorlage hierfür waren unter anderem die Erfahrungen der Graf Recke Erziehung & Bildung, dem größten Geschäftsbereich der diakonischen Graf Recke Stiftung aus Düsseldorf.
Michael Mertens, Leiter des Geschäftsbereichs, hatte sich 2019 mit seinen Mitarbeitenden im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprozesses auf den Weg gemacht, das Thema Resilienz in der gesamten Einrichtung zu verankern: Von einzelnen Mitarbeitenden über die zu betreuten jungen Menschen bis hin zu den Führungskräften. Ziel war und ist es, so Mertens, die „eigenen Leute besser zu erreichen und positiv zu ihrer Arbeitszufriedenheit beizutragen“. Parallel wurde in der Einrichtung der religions- und kultursensible Ansatz nach dem Modell des „Rauhen Hauses“ in Hamburg mit eingeführt. „Auf Schatzsuche gehen nach dem, was Kraft gibt“, beschrieb Pfarrer Dietmar Redeker diesen Ansatz beim Fachtag. Der Glaube, welcher Art auch immer, als Kraftquelle und somit auch als Resilienzfaktor.
Noch befindet sich das Resilienzprojekt der Graf Recke Erziehung & Bildung in der Erprobungsphase. Der Fachtag in Kooperation mit dem Berufskolleg Bleibergquelle ist als Zwischenstopp gedacht, um mit Mitarbeitenden aus dem eigenen Haus und aus anderen Einrichtungen den bisherigen Weg zu reflektieren und Impulse für den weiteren Prozess zu erhalten.

Unterstützt wurde die Graf Recke Stiftung während des Organisationsentwicklungsprozesses von der Firma Synchronize Consult. Deren Berater waren beim Fachtag ebenfalls anwesend. Ludwig Wenzel, Schulleiter des Berufskollegs Bleibergquelle, betonte gleich zu Beginn, wie wichtig ihm der Fachtag sei: „Für uns als Ausbildungsstätte ist dieser Austausch etwas Besonderes. Denn gewöhnlich legt eine Jugendhilfeeinrichtung ihr internen Entwicklungsprozesse nicht so offen.“ Bei dieser Kooperation können alle voneinander und miteinander viel lernen, so Wenzel.
Gleich zu Beginn wurde in einer Umfrage klar: Für die meisten Teilnehmenden war Resilienz an sich kein neues Thema. Doch viele wünschten sich mehr Informationen, was sie konkret bedeutet und was sie leisten kann. Diese Infos bekamen sie in einem spannenden Vortrag von Resilienzfachmann und Berater Bastian Bretthauer.
„Resilienz bezeichnet die inneren Kräfte, die es ermöglichen, Krisen und Schwierigkeiten zu überwinden und sogar gestärkt daraus hervorzugehen“, so Bastian Bretthauer. Resilienz sei das Immunsystem der Seele. Es gehe dabei nicht immer darum, stark zu sein, sondern auch bei schwierigen Situationen nach Hilfe zu fragen, Hilfe anzubieten und lernoffen zu bleiben. Im Team oder in der Organisation sei psychologische Sicherheit ein Schlüsselfaktor der Resilienz. Sie zeige sich zum Beispiel in einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre, in der sich alle offen äußern können. „Fehler sind dabei erlaubt, sollten aber richtig aufgearbeitet werden“, so Bretthauer. Das stärke die Resilienz.
Auf einer neuen Webseite können sich Interessierte Videos und Präsentationen vom Fachtag sowie Fachtexte und Medienberichte zum Thema Resilienz ansehen. Die Bleibergquelle möchte über die Webseite den Austausch fördern und ein Netzwerk, unter anderem mit anderen Jugendhilfeträgern, aufbauen, um gemeinsam am Fachtagsthema weiterzuarbeiten.
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Bernd Fechler von Synchronize Consult erläuterte, wie er mit den Mitarbeitenden der Graf Recke Erziehung & Bildung Ideen und Konzept entwickelt habe, Resilienzfaktoren und den religions- und kultursensiblen in die Praxis zu bringen. Es habe jemand eine Idee in der Runde mit den Worten kommentiert: „Ach, das gab es doch alles schon mal.“ Die Erkenntnis daraus: An guten Ideen mangelte es in der Einrichtung nicht, wohl aber an der Umsetzung. Ein wichtiger Anknüpfungspunkt in dem Prozess.
In vier Arbeitsgruppen schilderten die Mitarbeitenden der Graf Recke Stiftung, welche Erfahrungen und Erkenntnisse sie in dem Prozess gesammelt haben – noch dazu unter Coronabedingungen. Eine Mitarbeiterin berichtete, wie sie aufgrund von Personalengpässen plötzlich woanders aushelfen mussten. Das sei anstrengend, aber auch bereichernd gewesen. Denn so habe sie erfahren, dass sie sich auch kurzfristig in andere Teams integrieren können.
Nach dem Austausch in der Gruppenphase stellte Moderatorin Anke Bruns ans Plenum die Frage: „Wo sehen Sie den größten Mehrwert, wenn Resilienz Teil der Organisations- und Führungskultur wird?" Die meisten sahen ihn im Bereich Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation. Studentin Michelle Vogel erklärte, ihr sei nochmal klargeworden, wie wichtig es sei, am Thema Resilienz zu arbeiten, für die Einrichtung und auch für sich selbst. Sabine Blitz, Führungskraft der Graf Recke Erziehung & Bildung fühlte sich durch das Feedback der Fachtagsteilnehmenden bestätigt: „Das motiviert mich, dranzubleiben.“
Das motiviert mich, dranzubleiben.
Schulleiter Ludwig Wenzel möchte „das Thema unbedingt weiterführen.“ Unter anderem mit einer neuen Webseite zum Thema Resilienz. Auf dieser Seite können sich Interessierte in Kürze Videos und Präsentationen vom Fachtag anschauen, Fachtexte und Medienberichte zum Thema Resilienz finden und sich mit anderen austauschen. Die Bleibergquelle möchte über die Webseite ein Netzwerk unter anderem mit anderen Jugendhilfeträgern aufbauen, um gemeinsam am Thema Resilienz weiterzuarbeiten.