Artenschutz und Naturerfahrung in einem
Im Garten des Walter-Kobold-Haus der Graf Recke Stiftung in Düsseldorf-Wittlaer sind Wildbienen und Schmetterlinge herzlich willkommen. Mit Unterstützung des Fördervereins des Seniorenzentrums wurden Nisthilfen für Insekten angeschafft, Tränken eingerichtet und Blühflächen angelegt. Das Artenschutzprojekt bietet laut Einrichtungsleiter Andreas Becker für die Bewohnerinnen und Bewohner Teilhabe und Naturerlebnis zugleich. Und auch die Kita-Kinder von nebenan könnten so für ein wichtiges Thema sensibilisiert werden.
Seit Juni 2024 ist Andreas Becker Einrichtungsleiter des Walter-Kobold-Haus in Düsseldorf-Wittlaer – und seit diesem Sommer quasi auch Hotelier. Doch es geht nicht um Touristen oder Geschäftsreisende, die im Seniorenzentrum der Graf Recke Stiftung unterkommen, es geht um weitaus kleinere Gäste: Mauerbienen, Hummeln, Schmetterlinge. In einer gemeinsamen Initiative der Einrichtungsleitung mit dem „Förderverein Walter-Kobold-Haus e.V.“ wurde ein „Projekt für Artenvielfalt, Begegnung und Naturerfahrung im Pflegealltag“ umgesetzt – mit überschaubarem Aufwand, und maximaler Wirkung.

„Unser Haus hat einen großen Garten und ebenso großes Potenzial“, sagt Andreas Becker. Sein Ziel sei es, diesen lebendiger zu gestalten. Drei Aspekte stehen ihm zufolge dabei im Mittelpunkt: „Begegnung, Entspannung, Erleben.“ Nachdem er im Fernsehen eine Dokumentation über Wildbienen gesehen habe, sei ihm die Idee gekommen, ein sogenanntes Insektenhotel im Garten zu installieren. Eine solche Nisthilfe für Insekten würde nicht allein dem Artenschutz dienen, so sein Gedanke, sondern die anderen Ziele ebenso bedienen. Klaus Ritter von Poppy, Mieter im Service Wohnen und Mitglied im Förderverein, war von der Idee derart begeistert, dass er aus privaten Mitteln 1000 Euro an den Förderverein spendete und so für das Projekt bereitstellte – sodass es letztlich weitaus größer ausfiel, als ursprünglich geplant.
Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt
Neben einem hochwertigen und nachhaltig hergestellten Wildbienenhaus seien zwei Hummelhäuser, zwei Marienkäferhäuser und zwei Schmetterlingshotels installiert worden, berichtet Becker. Dazu kämen mehrere Insektentränken sowie ein Eichhörnchenhaus plus Futterstelle. Mindestens genauso wichtig aber seien die insektenfreundlichen Blühpflanzen, die man statt Rasen ausgesät habe. „Wenn nichts blüht, kommt auch nichts“, macht der Einrichtungsleiter klar. Daher seien zusätzlich insektenfreundliche Hochbeete vorgesehen, um die gewünschten Gäste anzulocken. „Wir müssen der Sache etwas Zeit geben“, mahnt er zur Geduld. Man sei etwas spät daran gewesen, im Mai haben beispielsweise Hummeln ihre Brutstätten in der Regel schon gefunden. „Aber ins Bienenhotel sind noch Gäste eingezogen“, freut er sich.
Wenn nichts blüht, kommt auch nichts.
Eva Lunkenheimer, Stabstellenleiterin Nachhaltigkeit bei der Graf Recke Stiftung, freut sich ebenfalls. Das Projekt „schaffe naturnahe Erfahrungsräume für alle Generationen im Rahmen des Pflegealltags und stelle Biodiversität sichtbar und erlebbar in den Mittelpunkt“, so formulierte sie es in der Bewerbung für den Biodiversitäts-Zukunftspreis der Stadt Düsseldorf. Das Projekt verbessere die Lebensbedingungen verschiedener Insektenarten in einem urban geprägten Stadtteil, verdeutlicht die Diplom-Biologin. „Und es zeigt, dass auch soziale Einrichtungen einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können.“
Dass das Projekt letztlich nicht ausgezeichnet wurde, ist Andreas Becker gar nicht so wichtig. „Obwohl es so etwas im Bereich der Altenhilfe meines Wissens bislang nicht gab.“ Es entfalte so oder so eine positive Wirkung, in alle Richtungen und über den Artenschutz hinaus. So böten die Nisthilfen den Bewohnern etwa ein Naturerlebnis, „und damit Freude und vielleicht auch Erinnerungen an früher“. Wenn diese beim Gießen und Nachfüllen der Tränken eingebunden werden, habe das zudem mit Teilhabe zu tun, sagt er. „Es geht um das Gefühl von Selbstwirksamkeit: Ich bin wichtig für etwas.“

Achtsamkeit und Wertschätzung der Natur
Der Aspekt der Achtsamkeit und Wertschätzung der Natur, auch den kleinsten Lebewesen gegenüber, kommt noch obendrauf. Um dafür sensibilisiert zu werden, sei es nie zu spät, und auch nie zu früh, meint Andreas Becker. Daher sei eine Kooperation geplant mit der Kita im Walter-Kobold-Haus, mit der man sich ohnehin den Garten teile. Neben Infotafeln und Informationsmaterial für die Großen, könnten die Kinder vor allem im direkten Erleben spielerisch an den Naturschutz herangeführt werden, glaubt Becker. Somit würde der Garten zugleich zum echten Begegnungsort, zwischen Jung und Alt und Schmetterling.