So viele Möglichkeiten für Nachhaltigkeit
Claudia Kersten widmet die Hälfte ihrer Arbeitszeit seit 2024 dem Thema Nachhaltigkeit im Geschäftsbereich Graf Recke Wohnen & Pflege. Dafür hat die 56-Jährige gerne einen Teil ihrer Aufgaben als Hauswirtschaftsleiterin im Walter-Kobold-Haus an ihre Stellvertreterin abgegeben. Im Pilotprojekt Zum Königshof zeigt sich, wie viel sich in einer Senioreneinrichtung umsetzen lässt, um Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen – vom Heizverhalten bis zur Art der Speisenzubereitung.
Wenn Claudia Kersten über ihren Antrieb spricht, muss sie nicht lange nachdenken: „Ich finde es wichtig, dass unsere Nachkommen noch eine lebenswerte Welt vorfinden“, sagt sie. Und weil das so ist, hat die 56-Jährige mit Überzeugung ihre Stelle als Hauswirtschaftsleiterin im Seniorenzentrum Walter-Kobold-Haus in Düsseldorf-Wittlaer quasi halbiert. Die andere Hälfte ihres Berufslebens widmet sie seit eineinhalb Jahren nun der Umsetzung genau dieses Ziels: Als Nachhaltigkeitsmanagerin für den gesamten Geschäftsbereich Graf Recke Wohnen & Pflege aktiv daran mitzuarbeiten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und es gibt ja so viele Möglichkeiten – man muss nur genau hinschauen.
Das hat Claudia Kersten bereits im Walter-Kobold-Haus getan, die Hauswirtschaftsmeisterin hatte im März 2023 eine gut halbjährige, berufsbegleitende Fortbildung zur Nachhaltigkeitsmanagerin für den hauswirtschaftlichen Bereich abgeschlossen. „Darauf habe ich jetzt noch ein Hochschulzertifikat der FH Münster gesetzt“, erzählt sie. Sie habe sich sehr gefreut, dass ihr die Möglichkeit gegeben worden sei. „Und so ist auch meine neue Funktion entstanden, das war so gar nicht geplant.“ Doch Geschäftsführer Marek Leczycki führe den von seinem Vorgänger Joachim Köhn begangenen Weg zur Nachhaltigkeit konsequent fort, ebenfalls aus Überzeugung, auch wenn ihre Stelle von den Kostenträgern gar nicht refinanziert werde. Ihre Stellvertreterin im Walter-Kobold-Haus übernimmt nun zusätzliche Aufgaben und wird ihrerseits von einer Zusatzkraft unterstützt. So hatte Claudia Kersten Kapazitäten, ein Pilotprojekt voranzutreiben.

Klimaanalyse bildete die Grundlage
Es geht um das Seniorenzentrum Zum Königshof in Düsseldorf-Unterrath, für das die Graf Recke Stiftung in Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister bereits 2023 eine Klimaanalyse hat erstellen lassen. Das Ergebnis: Die meisten Emissionen entstehen durchs Heizen, auf Platz zwei kommt der Pendelverkehr der Mitarbeitenden, Lebensmittel und ihre Zubereitung sind der drittgrößte Emittent. Gemeinsam mit Eva Lunkenheimer, der neuen Nachhaltigkeitsmanagerin der Gesamtstiftung, und den verantwortlichen Mitarbeitenden der Einrichtung habe sie daraufhin einen Maßnahmen-Katalog entwickelt. „Jetzt bin ich seit Ende 2024 dabei, diese ganzen Maßnahmen umzusetzen“, sagt Claudia Kersten.
Jetzt bin ich seit Ende 2024 dabei, diese ganzen Maßnahmen umzusetzen.
Der größte Hebel zur CO₂-Reduktion im Königshof lag dabei gar nicht in ihrer Hand, spielt ihr aber voll in die Karten: Eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sorgen in der Senioreneinrichtung für saubere Energie. Aber da geht noch mehr: „Wir haben zum einen die Heizungen mit neuen Thermostaten ausgestattet, die eine Begrenzung der Höchsttemperatur vorsehen, etwa 22 Grad“, berichtet sie. Genauso wichtig aber waren die Gespräche mit Bewohnern und Angehörigen zum Heizverhalten. „Die Heizung immer auf fünf und das Fenster auf Kipp, das war für viele normal“, sagt sie. „Ans effizientere Stoßlüften mussten sich einige erst gewöhnen, zum Teil auch das Pflegpersonal.“

Müllsortierung wird mit Symbolen erleichtert
Das neue Müllsortier-System, das nach und nach in den Büros, Lagerräumen und der Küche umgesetzt wird, soll hingegen ganz bewusst selbsterklärend sein. Durch farblich unterschiedliche Tonnen wird das Trennen künftig erleichtert. Hinzu kommen eigens entwickelte Aufklebersymbole für all diejenigen, die in der deutschen Sprache noch nicht so sicher sind. Doch auch für die anderen gilt: „Ich kann schneller Sehen als Lesen“, meint Claudia Kersten mit einem Schmunzeln. Um die Beleuchtung müssen sich alle künftig sogar weniger Gedanken machen: Überall dort, wo es sinnvoll ist, in Lagern, Umkleideräumen oder Toiletten, habe man Bewegungsmelder installiert, „damit nirgendwo das Licht unnötigerweise brennt“. Auf LED ist ohnehin seit langem im Haus umgestellt, eine Fahrradgarage sowie insektenfreundliche Außenanlagen sind in Vorbereitung.
Für die Speiseversorgung sei man ebenfalls „noch am auf dem Weg“, wie Claudia Kersten sagt. Nach einer Analyse stelle der Caterer derzeit Überlegungen an, welchen Beitrag er leisten kann – und berechnet jetzt für jede Speise den CO₂-Wert. Als ersten Schritt habe man das Fleisch reduziert, weitere sollen folgen, sagt sie. Aus den Ergebnissen werde sie dann ein Verpflegungskonzept für alle Einrichtungen des Geschäftsbereichs erstellen.
Nachhaltigkeitstag brachte weitere Ideen
Es werden nicht die letzten Maßnahmen sein, die dabei helfen sollen, Ressourcen einzusparen sowie Umwelt und Klima zu schützen. „Ich freue mich sehr, dass die Graf Recke Stiftung diesen Weg weitergeht, auch wenn die aktuelle Regierung das nicht mehr so auf der Agenda hat“, betont Claudia Kersten. Das Ziel bleibe, den CO₂-Austoß zu minimieren. Ihre Aufgabe sieht sie auch darin, dies den Mitarbeitenden nahezubringen. Bei einem Nachhaltigkeitstag hatte sie das Gefühl, dass die Kolleginnen und Kollegen aus dem Königshof das mittragen. „Ich war erstaunt, wie viele gute Ideen dabei entstanden sind.“
Ich war erstaunt, wie viele gute Ideen dabei entstanden sind.
Nun sei sie mit Eva Lunkenheimer dabei, zu überlegen, was sich wie und wo umsetzen ließe. Letztlich müsse jede Einrichtung im Geschäftsbereich schauen, was sie unter deren spezifischen Gegebenheiten machen kann, um nachhaltiger zu werden. Die nächste Klimaanalyse für das Walter-Kobold-Haus sei bereits geplant, die anderen Häuser, etwa auf dem Campus Hilden, sollen folgen. Für Claudia Kersten ist das der einzig gangbare Weg, als Christin allemal, der die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liegt. „Soziale Einrichtungen gestalten die Zukunft“, so lautet der Untertitel ihres Bildungsgangs an der FH Münster. Es ist für die Nachhaltigkeitsmanagerin mahnender Auftrag und beglückende Vision zugleich.