Endlich: Einzug ins Ahorn-Karree
Sie vergessen den Kochtopf auf dem Herd oder gehen im Winter ohne Jacke im Dunklen in den Wald. Für sie ist Teilhabe am sozialen Leben schwer. Denn häufig schützt sie nur die Tür am Ende des Flurs, die fest verschlossen ist. Doch die Graf Recke Stiftung möchte auch Menschen mit einer schweren Demenz Teilhabe ermöglichen und gleichzeitig den nötigen Schutz bieten. Dazu hat die Stiftung das Ahorn-Karree konzipiert. Am 1. September ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner dort ein.
Vor drei Jahren standen die Umzugskartons schon bereit, als im Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden der Graf Recke Stiftung ein Wasserschaden sichtbar wurde. Vorstand Petra Skodzig rief das Motto »Qualität vor Eile« aus, um das innovative Projekt für Menschen mit schwerer Demenz in der Weise rückzubauen und wiederherzustellen, wie es von Anfang an geplant war. Nun sind alle Arbeiten erledigt und am 1. September 2023 werden im Rahmen des ersten Bauabschnitts die ersten Bewohnerinnen und Bewohnern vom 46 Jahre alten ehemaligen »Altenkrankenheim« Haus Ahorn umziehen in das neue Ahorn-Karree. Damit ist der erste Bauabschnitt des Projekts mit sechs von letztlich zehn Hauswohngemeinschaften mit bis zu zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern abgeschlossen.

Kein Demenzdorf in Hilden
Kein Demenzdorf in Hilden? Es ist Marek Leczycki, zuständiger Einrichtungsleiter, wichtig, dass es sich beim Leuchtturmprojekt Ahorn-Karree nicht um ein »Demenzdorf« handelt. »Demenzdorf klingt nach Abgeschiedenheit und einer in sich geschlossenen Gemeinschaft«, so Leczycki. Vielmehr sei das Ahorn-Karree im Dorotheenviertel Hilden aber ein Teil des Viertels und – auch wenn es sich um eine geschlossene Einrichtung handelt – offen für Angehörige, Nachbarschaft und Gäste.
Herzstück des innvoativen Wohnprojekts sind die sechs Hauswohngemeinschaften mit jeweils zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern: Hier haben die Menschen ihre Privatsphäre in ihrer Wohnung, können aber auch teilhaben am geselligen Leben und Alltag im Gemeinschaftsraum. Dort wird gemeinsam gekocht, geklönt, gefeiert oder einfach zusammengesessen. Im ersten Bauabschnitt werden sechs, im Endausbau zehn nach KfW-Standards in Holzbauweise errichtet.
Die Hauswohngemeinschaften setzen sich nicht zufällig zusammen, sondern die Wohngemeinschaften orientieren sich an den Lebensstilen des Sinus-Insituts. Die Gemeinschaften setzen sich entsprechend der Kategorien bürgerlich, traditionell, gehoben-etabliert und postmateriell so zusammen, dass die Menschen mit ihren Biografien auf einer Wellenlänge funken – denn Demenz bedeutet keinesfalls, dass die Menschen nicht mehr sie selbst sind! Die Lebensstile finden sich in der Möblierung und der Dekoration sowie in der Versorgung und Alltagsgestaltung wieder.
Für das Ahorn-Karree hat die Graf Recke Stiftung die klassische Trennung von Pflege, Sozialdienst und Hauswirtschaft aufgebrochen und eine eigene, inzwischen IHK-zertifizierte Ausbildung konzeptioniert: die Präsenzkraft. Die Präsenzkraft ist ganzheitlich qualifiziert und nimmt immer die Rolle ein, die es im Alltag der Hauswohngemeinschaft gerade braucht.
Freude und Erleichterung, dass es nun endlich losgeht, sind groß bei Angehörigen und Mitarbeitenden im Dorotheenviertel Hilden.