Den Blickwinkel weiten: Jan Pickhardt leitet die Graf Recke Bildung

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Jan Pickhardt ist seit dem 1. Januar 2025 Leiter des neuen Geschäftsbereichs Bildung der Graf Recke Stiftung. Für den 42-Jährigen ist es der nächste von vielen Schritten, die ihn seit 2009 durch diverse Bereiche im Haus geführt haben. Die neue Aufgabe empfindet der bisherige Fachbereichsleiter im Familien unterstützenden Dienst (FuD) als Privileg, für das man hellwach sein müsse, wie er sagt. Vor allem aber freut er sich darauf, mit rund 2.000 Kolleginnen und Kollegen anderen Teilhabe und Bildung zu ermöglichen.

Zuweilen kann es Jan Pickhardt selbst nicht so recht glauben, das räumt er offen ein. „Eine so verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, empfinde ich als Privileg“, sagt er dann. Denn seit dem 1. Januar 2025 leitet der 42-Jährige, bislang stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Graf Recke Erziehung & Bildung sowie Fachbereichsleiter im Familien unterstützenden Dienst (FuD), den neu geschaffenen Geschäftsbereich Bildung. Er ist damit, neben Sabine Blitz in derselben Position im nun eigenständigen Geschäftsbereich Erziehung, Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Gesamtgeschäftsbereichsleiters Michael Mertens. „Da bin ich sehr demütig“, macht Pickhardt deutlich. „Und da muss man jeden Tag hellwach und bei der Sache sein.“

Dass Jan Pickhardt, obwohl noch jung an Jahren, seine selbst formulierten Bedingungen erfüllen wird, davon ist der Vorstand der Graf Recke Stiftung angesichts seines bisherigen Wirkens im Hause überzeugt. Und so folgte das dreiköpfige Gremium der Empfehlung von Michael Mertens und übertrug Pickhardt die Verantwortung für insgesamt rund 2.000 Mitarbeitende. Diese sind zum einen in den Bildungseinrichtungen der Stiftung im Einsatz, zum anderen als Inklusionskräfte in rund 200 externen Schulen im Rheinland für den FuD. Zugleich übernahm Pickhardt zum Jahresbeginn die Geschäftsführung der Graf-Recke-Kindertagesstätten gGmbH.

Ein weites Feld

Es ist ein weites Feld, das ist Jan Pickhardt bewusst. Als Herausforderung sieht der folglich genau diese Unterschiedlichkeit und für alle Kolleginnen und Kollegen „ein guter Vertreter zu sein“. Dafür gelte es, den Blickwinkel zu weiten. Seine erste Aufgabe erkennt der neue Geschäftsbereichsleiter dann auch darin, zunächst die Teams kennenzulernen. „Wenn mich jemand anruft, möchte ich wissen, wer die Person ist und wie ihr Arbeitsbereich aussieht.“ Doch das sei zugleich etwas, auf das er sich sehr freue: diese Menschen alle kennenzulernen.

Im FuD hingegen sei er „gut drin“, wie Jan Pickhardt mit einem Lächeln anmerkt. Kein Wunder: In dieser Sparte, der am schnellsten wachsenden der Graf Recke Stiftung überhaupt, fungierte er zuletzt als Fachbereichsleiter. Jetzt folgt der nächste Schritt. Das gilt für die Stiftung, die die lange geplante und von Michael Mertens vorbereitete Aufspaltung des Geschäftsbereichs nun umsetzt, da man durch das enorme Wachstum „an die Grenzen des Leistbaren gekommen ist“, wie Pickhardt es ausdrückt.

Die Nähe zum Sozialen

Das gilt aber auch für ihn selbst, der in Rheinberg am Niederrhein aufgewachsen ist und dort auch Fachabitur gemacht hat, war die berufliche Richtung von Anfang an klar. Sein Vater sei Sozialarbeiter gewesen, erklärt er, „die Nähe zum Sozialen war immer da“. Mit 18 etwa träumte er, wie so viele, vom eigenen Auto. Doch während seine Freunde dafür im Supermarkt gejobbt oder Pizza ausgefahren haben, wollte er „etwas machen, womit ich anderen helfen kann“. Noch als Schüler hat er daher in einem Altenheim für Senioren die Wochenenden gestaltet. Seinen Zivildienst absolvierte er dann in einer Intensivwohngruppe des Erziehungsvereins in Neukirchen-Vluyn. „Und dort hat sich mein Berufswunsch bestätigt“, meint er. 

Im Anschluss ging es für Jan Pickhardt somit nach Mönchengladbach, wo er Soziale Arbeit studiert hat. Die Praxisanteile des Studiums haben ihm allerdings nicht ausgereicht, Einblick in die Arbeitswelt holte er sich deshalb durch diverse Nebenjobs. Nach seinem Abschluss 2009 mit Doppeldiplom, neben Sozialer Arbeit zugleich in Pädagogik, habe er dann daraus resultierend gleich drei Jobangebote gehabt, im Bereich Betreutes Wohnen für psychisch Erkrankte, in einem Jugendzentrum und beim Jugendamt. „Aber kein Feld hat richtig bei mir gezündet. Ich habe mich dann darauf besonnen, was mir im Zivildienst so viel Spaß gemacht hat: die Intensivpädagogik. Dahin wollte ich zurück.“

Eine einzige Bewerbung hat Jan Pickhardt damals geschrieben – an die Graf Recke Stiftung. „Und diese war erfolgreich“, meint er und lacht. Er habe in der Gruppe ISI auf dem Campus in Düsseldorf-Wittlaer als Mitarbeiter im Gruppendienst angefangen. Das habe ihn erfüllt, erinnert er sich, reizvoll fand er jedoch auch die Elternberatung. Und so wechselte Pickhardt später für einige Jahre als stellvertretender Teamleiter in eine Tagesgruppe für Jugendliche, wo die Arbeit mit den Familien noch ausgeprägter sei, erklärt er. In gleicher Funktion arbeitete er danach in Solingen in einer Gruppe, in der Grundschulkinder betreut wurden.

Wechsel in den FuD

Mit Mitte Dreißig allerdings war es für den Sozialarbeiter dennoch an der Zeit für eine Veränderung. „Ich wollte noch etwas Neues kennenlernen und hatte zudem großes Interesse im Bereich Inklusion tätig zu werden“, begründet er seinen Wechsel 2017 als Fachberater zum FuD Nord. Und dort fühlte er sich von Anfang an am richtigen Platz. „Es entspricht einfach meiner Grundhaltung, dass alle Menschen ein Recht auf Teilhabe und Bildung haben“, sagt er. „Das hat mich immer angetrieben.“

Es entspricht einfach meiner Grundhaltung, dass alle Menschen ein Recht auf Teilhabe und Bildung haben.

Jan Pickhardt

Und so war von nun an die fachliche Anleitung und Beratung der Inklusionsbegleitungen, nicht selten Quereinsteiger, seine Aufgabe. Es galt jedoch auch, stets die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler im Blick zu haben. Doch derlei Koordinationsaufgaben liegen ihm, das hat Jan Pickhardt schnell erkannt. „Das kann ich“, meint er mit einem Schmunzeln. In der Tat: Ende 2018 war er bereits stellvertretender Bereichsleiter im FuD Nord; später folgte der Aufstieg zum Fachbereichsleiter, zum stellvertretenden Leiter des Geschäftsbereichs sowie zum Leiter der Sparte Bildung. Nun also Geschäftsbereichsleiter. 

Und doch kann der 42-Jährige das für sich einordnen: „Ich bin immer wieder fasziniert und beeindruckt, wie viel Herzblut die Kolleginnen und Kollegen in ihre tägliche Arbeit stecken, was da geleistet wird“, sagt er. Und in diesem Sinne sei er nicht besser oder wichtiger, „ich habe eine andere Aufgabe, das ist das einzige, was uns unterscheidet“. Völlig neu ist diese für ihn ohnehin nicht: Seit einem halben Jahr hätten Sabine Blitz und er als ständige Vertretung von Michael Mertens bereits viele von dessen Aufgaben übernommen, „und er stand uns stets beratend zur Seite“, erklärt er.

Das Richtige tun

Somit fühlt er sich für den nächsten, beruflichen Schritt gut gerüstet. An seinem privaten Ausgleich wird sich sowieso nichts ändern. Jan Pickhardt ist begeisterter Segler, schon als Kind hat ihn sein Vater an dieses Hobby herangeführt, als Jugendlicher hat er später mit Begeisterung an Booten herumgeschraubt. Es sei diese Verbundenheit mit der Natur auf dem Wasser, die ihn fasziniere, schwärmt er. „Das Segeln bringt mich raus, bringt mich runter, da tanke ich auf.“ So gestärkt komme er wirklich jeden Tag gerne zur Arbeit, sagt er. „Um gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen das Richtige zu tun.“

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