Die Teamplayerin: Sabine Blitz leitet die Graf Recke Erziehung
Sabine Blitz, bislang Fachbereichsleiterin bei der Graf Recke Erziehung & Bildung, hat zum 1. Januar 2025 die Leitung des neu geschaffenen Geschäftsbereichs Erziehung übernommen. Inklusion und Marktausrichtung sind ihr dabei genauso wichtig wie Mitarbeiterfürsorge. Sie sei „ein Recke, ich möchte hier sein – weil es meine Heimat ist“, sagt sie voller Überzeugung. Und in der Tat war sie seit 2002 nur ein einziges Mal woanders tätig. Aber nur kurz.
Sabine Blitz begreift sich als Team-Playerin, das wird im Gespräch immer wieder deutlich. Und im neu geschaffenen Geschäftsbereich Erziehung erkennt sie in der Tat ein „eng verzahntes Team, in dem jeder das tut, was notwendig ist, um dieses erfolgreich zu halten, zu machen“, wie sie sagt. „Ein Team, in dem jeder seine Rolle kennt, in dem jeder brennt“. Allerdings war dies für sie auch Voraussetzung für eine nicht unerhebliche Veränderung: Seit dem 1. Januar 2024 ist Sabine Blitz, zuvor Fachbereichsleiterin bei der Graf Recke Erziehung & Bildung, quasi die Team-Chefin. Als Geschäftsbereichsleiterin Erziehung trat die 52-Jährige, gemeinsam mit Jan Pickhardt in der nun abgetrennten Sparte Bildung, die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Gesamtgeschäftsbereichsleiters Michael Mertens an.

Immer einen Plan B
Völlig ungewohnt ist die Rolle für sie derweil nicht, war die Kinder- und Jugendhilfe doch zum einen „schon immer Feld“, betont sie. Zum anderen durfte sie als Mertens Stellvertreterin diesem bereits zuvor „auf die Finger schauen und von ihm lernen“, wie sie es formuliert. Seit Oktober 2024, als Sabine Blitz die Fachbereichsleitung vorzeitig abgab, hatte sie zudem „alle Gedanken und Kapazitäten frei, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen“. Sie hat das als sehr angenehm empfunden. Insbesondere, da sie gemeinsam mit Martina Wagner, Einrichtungsleiterin der Jugendhilfe Grünau, die Geschäftsführung der Graf Recke Pädagogik gGmbH von Mertens gleich mit übernahm.
Neu sind für sie dabei vor allem die kaufmännischen Aspekte, da sei ihr aber „nicht bange vor“, sagt Sabine Blitz. Was sie schon immer gekonnt habe: „Mich in neue Sachverhalte reindenken, reinarbeiten. Und immer einen Plan B in der Tasche zu haben.“ Sie lacht. Plan A aber sei zweifellos, den Geschäftsbereich stabil zu halten und gleichzeitig in die Zukunft zu führen. „Es geht um Themen wie inklusive Kinder- und Jugendhilfe, es geht um Marktausrichtung und tragfähige Konzepte. Aber auch um Mitarbeiterfürsorge – und die richtigen Leute an der richtigen Stelle zu haben.“ Dafür gelte es, den Arbeitsmarkt zu beobachten und Angebote so auszurichten, dass die Menschen dort gerne sind und arbeiten.
Sich selbst schließt die Diplom-Erziehungswissenschaftlerin in diesem Sinne mit ein. „Ich bin ein Recke, ich möchte hier sein – weil es meine Heimat ist“, formuliert sie es ein wenig pathetisch. Aber es stimmt ja. Seit 2002 ist Sabine Blitz für die Graf Recke Stiftung im Einsatz. Abgesehen von diesem einen Abstecher, als sie im Oktober 2012 bei der Stiftung Overdyck in Bochum die Bereichsleitung übernahm. Doch bereits ein gutes Jahr später kam Blitz wieder zurück, um die Leitung des Fachbereiches „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung“ zu übernehmen. Michael Mertens hatte sie damals nicht lange überreden müssen. „Es war ein nach Hause kommen. Und das ist ein schönes Gefühl.“
Dem Grafen treu geblieben
Zu Hause, das war Sabine Blitz einst im beschaulichen Bad Langensalza in Thüringen, in Eisenach hat sie ihre Hochschulreife erworben, in Erfurt studiert. Nach dem 1. Staatsexamen als Grundschullehrerin setzte sie 1997 ein Diplom in Erziehungswissenschaften noch obendrauf – und hatte in der Tat ihr Feld gefunden. Nach Stationen im Diakonie Verbund Eisenach als pädagogische Mitarbeiterin und Leiterin eines Wohnheimes für erwachsene Menschen mit Behinderung wechselte sie im April 2002 dann nach Nordrhein-Westfalen.
Zum einen der Liebe wegen, wie sie verrät, aber auch „weil sich für mich aus dem Osten an Rhein und Ruhr ganz neue Möglichkeiten eröffneten“. Allerdings reagierte nur die Graf Recke Stiftung auf einer ihrer Bewerbungen. „Es war eine ganz andere Zeit“, meint Sabine Blitz. Von Fachkräftemangel im Sozialen Bereich war noch keine Rede. Doch die damals Verantwortlichen im Haus erkannten offenbar die Kompetenzen der jungen Frau, übertrugen ihr die Teamleitung einer Familiengruppe in Düsseldorf. 2010 habe sie sich dann als stellvertretende Bereichsleiterin beworben und sei dies, über den kurzen Umweg einer Projektleitung, letztlich auch geworden, erzählt sie. Neue Möglichkeiten, wie vorausgesagt.
Dass es Sabine Blitz 2012 dennoch wegzog, hatte nicht zuletzt einen pragmatischen Hintergrund: „Ich wohnte in Bochum, und ich verbrachte zum Teil drei Stunden auf dem Ruhrschnellweg im Stau“, macht sie deutlich. Doch selbst bei ihrem Gastspiel in Bochum gab es eine Kontinuität: Auch die Stiftung Overdyck sei einst von Graf Adalbert von der Recke-Volmerstein gegründet worden, berichtet die neue Geschäftsbereichsleiterin. Sie habe das nicht gewusst, und habe an ihrem ersten Arbeitstag zu ihrer großen Überraschung dessen Porträt an der Wand entdeckt. „Ich bin dem Grafen also immer treu geblieben“, meint sie mit einem Schmunzeln.
Vertrauen ineinander
Wirklich zu Hause aber fühlte sie sich beruflich doch in Düsseldorf. Zumal sie 2014 hier die Chance bekam, als Fachbereichsleitung noch mehr zu bewegen. „Es war eine ganz neue Rolle, ich habe viel gelernt“, sagt sie. „Mein Glück war, dass ich Kolleginnen und Kollegen um mich hatte, die sehr wertschätzend unterwegs waren, wo man auch lernen darf.“ Das ist es, was für Sabine Blitz den Geist der Stiftung ausmacht. Es sei vollkommen legitim, zu sagen: „Das kann ich nicht. Lass uns mal gemeinsam überlegen, wie das funktionieren kann.“
Es war eine ganz neue Rolle.
Wechsel auch in der Geschäftsführung in Bad Salzuflen
Zusätzlich zur Geschäftsbereichsleitung Erziehung übernimmt Sabine Blitz auch die Geschäftsführung der Graf Recke Pädagogik gGmbH, Region Ostwestfalen-Lippe. Neue Co-Geschäftsführerin wird dort Martina Wagner, gleichzeitig Einrichtungsleiterin der dortigen Jugendhilfe Grünau. Dieses Amt hat Martina Wagner dort 2017 übernommen. Ein Portrait über sie erschien damals in unserem Unternehmensmagazin recke:in.
Was die 52-Jährige in den folgenden Jahren nach eigener Einschätzung spüren durfte, war ein ungeheurer Zuwachs an Wissen und Erfahrung. „Aber auch ein Zuwachs an Vertrauen, dass wir alle dasselbe wollen, alle am selben Strang ziehen und im Interesse der Klienten arbeiten“. Das sei das Pfund mit dem der Geschäftsbereich Erziehung wuchern könne: „Dass wir das hohe Vertrauen ineinander haben, dass wir gemeinsam wirken.“
Und da war er wieder, der Team-Gedanke, den Sabine Blitz auch als Geschäftsbereichsleiterin in den Mittelpunkt stellt, während sich in ihrem Verantwortungsbereich in den vergangenen Jahrzehnten viel geändert hat – und noch ändern wird. „Sicherlich, wir machen etwa im Fachbereich 3 klassische Eingliederungshilfe, aber es hat sich ganz viel getan in Sachen inklusive Kinder- und Jugendhilfe“, erläutert sie. So richten sich laut ihr etwa die Wohnangebote mittlerweile nach den Bedarfen der jungen Klienten, vollkommen egal welches Sozialgesetzbuch die Grundlage bilde. „Es geht um das Kind, den Jugendlichen. Das ist die Problemlage und da basteln wir das Passende drum rum.“

Natürlich gerate man zuweilen an Grenzen, die von den Kostenträgern gezogen werden, sagt Sabine Blitz. Aber es sei zum Glück immer wieder gelungen, kreative Lösungen zu finden. Als ein Beispiel nennt sie die Wohngemeinschaft BeWo Heiligenhaus für Menschen mit geistiger Behinderung, wo die Geschäftsbereiche Erziehung & Bildung und Wohnen & Pflege miteinander kooperiert haben. „So konnten wir ein Konzept aus einer Hand anbieten.“
Es sind Erfolge wie diese, die die neue Geschäftsbereichsleiterin beruflich antreiben, während sie ihren privaten Ausgleich in der Kunst, in der Musik und immer wieder gerne auf Städtereisen findet. Grundsätzlich gehe es darum, sich als Stiftung strategisch aufzustellen, indem man die Geschäftsbereiche „in eine Leistungskette bringt und miteinander verzahnt“, sagt sie. Als wahren Trumpf bezeichnet sie allerdings die dahinterstehende Haltung: „Der Mensch im Mittelpunkt.“ Im besten Fall innerhalb eines Teams.