Stets im Einsatz für die Gemeinschaft
Die vertrauten eigenen vier Wände oder das neue Apartment im Quartier, die Pflegeeinrichtung oder die Senioren-WG – was Menschen sich für ihr Leben im Alter wünschen, ist höchst individuell. Gut, wenn die Entscheidung rechtzeitig und selbstbestimmt erfolgt. Wie bei Lozana Staletovic, die uns bei sich zu Hause empfangen hat.
Im Nachhinein ist Lozana Staletovic ihren Kindern dankbar, dass sie damals so hartnäckig geblieben sind. »Als mein Mann gestorben war, waren sie der Meinung, ich sollte nicht so viel allein sein«, erzählt sie. Doch sie kannte es bis dahin ja nicht anders: Seit sie aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen war, lebte sie in derselben Wohnung in Düsseldorf-Bilk. Sie wollte dort bleiben, auch allein, und weiter ihrer Tätigkeit als Reinigungskraft nachgehen. Doch die Menschen um sie herum, allen voran die beiden Töchter, hatten eine andere Idee – und überzeugten sie schließlich. Und so gehört die heute 71-Jährige seit 2021 zu den Mietern der Wohngemeinschaft im Quartiershaus Am Röttchen in Düsseldorf-Unterrath.
Zehn Seniorinnen und Senioren, verteilt auf zwei Etagen, wohnen in dem von der Graf Recke Stiftung 2018 eröffneten Neubau, es hat etwas von einem Studentenwohnheim. Alle Bewohnerinnen und Bewohner verfügen über ein eigenes Zimmer und teilen sich Küche und Gemeinschaftsräume. Einziger Unterschied: Je nach Wunsch und Bedarf unterstützen Präsenzkräfte die Bewohner bei anfallenden Aufgaben. Lozana Staletovic tat sich am Anfang schwer damit, das gibt sie zu. »40 Jahre habe ich in meiner Wohnung gewohnt, plötzlich sollten alle Sachen weg«, meint sie. Doch das Gefühl des Verlusts hielt nicht lange an, es sind ja zudem viele Dinge mit umgezogen. Ihre Porzellanfiguren-Sammlung etwa, die sie über Jahre zusammengetragen hat, oder ihre opulenten Stickarbeiten.
Und auch an das Leben in der WG hat sich Lozana Staletovic längst gewöhnt. »Insgesamt komme ich mit meinen Mitbewohnern gut klar«, sagt sie. »Man macht auch was zusammen, wir spielen oder gehen spazieren.« Zum Schwimmen, ihre große Leidenschaft, gehe sie allerdings allein. Und das ist der entscheidende Punkt: Sie könne all das machen, wozu sie Lust habe, betont sie. Ihre Wäsche zum Beispiel. Nach einer Operation, der sie sich vor Kurzem unterziehen musste, hat sie allerdings zum ersten Mal den im Röttchen angebotenen Wäscheservice in Anspruch genommen. Es war eine willkommene Erleichterung.

Stets im Einsatz für die WG
Sich bedienen zu lassen, war für die 71-Jährige eine ungewohnte Erfahrung. Normalerweise ist sie es, die sich für andere einsetzt. Nach gemeinsamen Feiern sei sie beispielsweise die Erste, die die Tische abräumt, berichtet Bereichsleiterin Franziska Krieger. »Frau Staletovic ist in jedem Fall ein Gewinn für die Wohngemeinschaft, immer hilfsbereit, immer vorne dabei.« Zudem koche sie sehr gerne, was die anderen zu schätzen wissen. Zwei bis drei Mal in der Woche steht Lozana freiwillig am Herd. »Dann bringe ich den Einfluss aus dem Balkan mit ein, eine andere Bewohnerin den griechischen«, meint sie mit einem Lächeln.
Und so hat sich in ihrem Leben gar nicht so viel geändert: Sie stehe früh auf, manchmal schon um drei oder vier, »wie früher beim Arbeiten«, sagt Lozana Staletovic. Dann trinke sie eine Tasse Kaffee und mache die Terrasse, das unumstrittene Schmuckstück der Wohngemeinschaft. Dort kümmert sie sich hingebungsvoll um die Pflanzen, gerade im Frühjahr gebe es viel zu tun. »Ich kann es und es macht mir Spaß«, erklärt sie ihren Einsatz
Ich kann es und es macht mir Spaß.
Von der Skepsis, die Lozana Staletovic beim Einzug in die WG begleitet hat, ist kaum etwas geblieben. »Ich finde es jetzt besser«, sagt sie – und kann das auch begründen. »Ich habe mehr zu tun, als wenn ich allein leben würde.« Sie strahlt. Und weiß, dass es zuweilen hilfreich sein kann, auf seine Kinder zu hören.